Streitschlichtung
durch Schülerinnen und Schüler
Schüler und Schülerinnen regeln untereinander gewaltfrei und selbstverantwortlich ihren Streit.
Dort, wo Menschen zusammenleben, gibt es Konflikte. Andersartigkeit, Meinungsverschiedenheiten, unterschiedliche Bedürfnisse, andere Reaktionsweisen und andersgeartete Zielsetzungen sind Gründe, dass es zu Konflikten kommt. Das Austragen dieser Konflikte bezeichnet man als Streit. Streit und Konflikte sind für viele Menschen etwas Unangenehmes, denn Wut, Ärger, Enttäuschung und die Feststellung, dass die Spannungen und Streitigkeiten nicht gelöst wurden, sind sehr häufig das Ergebnis derartiger Auseinandersetzungen. Der neue Konflikt ist damit vorprogrammiert.
Auch zum Schulalltag gehören Konflikte und Streitigkeiten, sie gehören zum Leben einfach dazu. Es kann also nicht um die Frage gehen, ob Konflikte und Streit sein dürfen, sondern vielmehr darum, wie gestritten wird und wie es zu einer Verständigung kommt.
Streit-Schlichtung durch Schüler heißt das Konzept, dass den Schülern helfen soll, eine positive Streitkultur zu erlernen und dann zu praktizieren. Schulen, die mit diesem Ansatz bereits Erfahrungen gesammelt haben, berichten durchweg von einer positiven Bilanz.
Seit diesem Schuljahr haben wir im Rahmen der Umgestaltung des Ganztages auch unsere AGs angepasst, dem sozialen Schwerpunkt unserer Schule zufolge gibt es nunmehr noch 4 AGs, die die Schüler und Schülerinnen wählen können: Sporthelfer, Sanitäter, Snackbar und eben unsere Streitschlichter.
Die Schüler und Schülerinnen bewerben sich für eine dieser AGs und wir haben somit die luxuriöse Situation, unsere Streitschlichter handverlesen auszuwählen, denn natürlich können nicht über 300 Schüler und Schülerinnen auf vier AGs verteilt werden.
Unsere Truppe ist hochmotiviert und wird von Frau Lensing und Frau Schnetzer auf ihre Aufgabe vorbereitet:
Streitschlichter/innen erwerben soziale Kompetenz
Einmal in der Woche haben unsere Streitschlichter eine Stunde AG, der sie die Durchführung der Mediation erlernen und üben. Dies ist ein Verfahren, in dem ein neutraler Vermittler den beiden Kontrahenten dazu verhilft, eine eigene Lösung ihres Problems zu finden, mit dem beide Parteien zufrieden sind. Beide Konfliktparteien gehen als Gewinner aus dem Konflikt hervor. Dieses in den USA genannte Verfahren „Mediation for kids“ wird dort bereits seit Jahren praktiziert. Mit Hilfe von Rollenspielen wird die Durchführung der Schlichtung (Mediation) immer wieder geübt und in der Gruppe einer kritischen Betrachtungsweise unterzogen. Am Schluss der Ausbildung erhalten die Schüler und Schülerinnen ein Zertifikat, das sie als Streit-Schlichter ausweist.
Die Streitschlichtung hat ihre Grenzen
Natürlich ist die Streitschlichtung kein Allheilmittel gegen Gewalt und hat ihre Grenzen. Bei Bandenkriege, Drogen, Gewalttaten oder Waffen versagt die Schülerschlichtung. Günther Braun, ehemaliger Schulleiter und einer der Initiatoren der Streitschlichtung sagt: „Wir sind keine verblendeten Idealisten. Die Schülerschlichtung ist nur ein - nach unserer Erfahrung lohnender - Weg, zahlreiche Konflikte friedlich beizulegen und gleichzeitig die Persönlichkeit der Schüler zu entwickeln.
Unsere Schlichterfahrt
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Seit drei Jahren haben wir unser Streitschlichterkonzept um ein zweitägiges Blockseminartraining erweitert. Zügig nach der AG-Wahl fahren wir zusammen hoch zu Haus Venusberg und üben ganz intensiv die Abläufe einer Schlichtung. Dort fungieren die schon erfahrenen ausgebildeten Schlichter als Mentoren für unsere ‚Neuen‘ und geben fundiertes feedback in den einzelnen Gruppen, die die Schlichtungen simulieren und wechselweise in die Rollen der Streithähne sowie die der Schlichter schlüpfen.
Nebenher erleben wir mit lustigen Retro-Kindergeburtstagsspielen jede Menge Spaß zusammen und am Ende haben wir eine Gruppe, in der jeder mit jedem zusammengewürfelt in den großen Pausen unseren ‚Kleinen‘ helfen kann, ihre Konflikte zu lösen.
